Dissertation Kapitel 17

Versuch einer Kritik …

Kapitel 17

Ich möchte hier die These aufstellen, dass es nur unzureichend ist, die Entstehung der Mensch-Hundbeziehung einzig mit den evolutionstheoretischen Ausführungen Darwins und den daraus resultierenden Erkenntnissen der Forschung zu begründen. Es muss eine apriorische Grundlage für das soziale Zusammenwachsen zweier doch so verschiedener Artenzweige geben. Würde der Mensch den Hund als Mittel für einen, je nach Kulturkreis mannigfaltigen Zweck gebrauchen, hätte er sich doch wohl eher einen Affen als  Erfüllungsgehilfen domestiziert. Der wäre ihm, verhaltenstechnisch, auch wesentlich ähnlicher. Allein dieser Gedanke kann die Theorie einer opportunistischen Zweckgemeinschaft ad absurdum führen, und lässt folgenden Schluss zu: Der Grundpfeiler der Hund-Menschbeziehung muss eine transzendentale Säule sein, die fest im tiefsten Seelenfundament beider Arten verankert ist. Augenscheinlich mag das zwar nur auf „Hundehalter“ zutreffen, aber es ist wahrscheinlich, dass es auf alle Menschen zutrifft. Die, die ohne Hund leben, haben halt die Fähigkeit verlernt, ihr Grundbedürfnis, nämlich das Leben mit Hund, zu erkennen. Oder sie suchen Ersatzbefriedigung, beispielsweise in Schützen- und Sportvereinen oder in einer Skatrunde, in der sie statt Gedanken lieber Karten austauschen. Das vermag sie für einen geringen Zeitraum glücklich machen, aber tief in ihnen pocht doch der Wunsch nach einem Hund in ihrem Dasein. Sicher gibt es auch Menschen, die Hunde abgrundtief hassen, oder sogar verspeisen. Aber diese bilden definitiv die Ausnahme. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass diese Menschen geisteskrank sind. Menschen, die Menschen essen, gelten wohl auch eher als abnorm. Und Menschen, die Menschen hassen, zumindest als Außenseiter. Als weiteres Indiz für die Widerlegung der weitverbreiteten Theorie der Domestizierung aufgrund von Vorteilssuche möchte ich folgenden Gedanken anführen: Eigentlich ist ja der Hund derjenige, der die meisten Vorteile in der besagten Zweckgemeinschaft für sich verbuchen kann. In diesem Sinne müsste sich ja der Hund den Menschen domestiziert haben, und nicht umgekehrt.

Morgen kommt der Weihnachtsmarkt…

Jedenfalls morgen in vier Tagen, hier bei mir, auf der Lister Meile. 1000 Nasen möcht man haben da. Der Geruch von Grillgut, Back- und Süßwaren durchdringt das ganze Viertel. Die Vorfreude aller List-ansässigen Vierbeiner ist riesig. Wer jetzt denkt, aufgrund der reichlich übertriebenen Preispolitik der Imbissbuden, dass für uns Hunde eher wenig Wurst vom Teller fällt, der irrt gewaltig. Spätestens am Abend bis früh morgens ist die komplette Lister Meile mit einem Teppich aus Essensresten ausgelegt. Überquellende Mülleimer laden zusätzlich zum Festschmaus ein. Schaschlik, Bratwurst, Waffeln und Crêpes wohin die Nase riecht. Morgens um 7:00 Uhr kommt dann die Stadtreinigung und hat alle Hände voll zu tun. Dabei bräuchte man eigentlich nur fünf Labradore und innerhalb einer Stunde wäre die Meile im wahrsten Sinne des Wortes wie geleckt. Aber Vorsicht, liebe vierbeinigen Freunde! Zwischen all den Leckereien, runtergefallenen und entsorgten, befinden sich auch welche, die bereits angedaut sind. Diese sind, mit Glühwein und Bier vermengt, aus des Menschen Gesicht gefallen, weil dieser auf dem Weihnachtsmarkt die Besinnlichkeit mit Besinnungslosigkeit verwechselt. Bedeutet: Alkoholgehalt! Nicht gut für uns Hunde. Also, Pfoten weg! Darüber hinaus hat euer Hundefutter zu Hause wahrscheinlich eh mehr Fleischgehalt als die Wurst auf dem Weihnachtsmarkt.

Jetzt möchte ich noch über ein weiteres menschliches Phänomen, im letzten Jahr beobachtet, berichten. In letzter Zeit findet man hier ja häufiger Schilder an Bäumen in der Fußgängerzone, die darauf hinweisen, dass es sich bei dem beschilderten Stück Grün nicht um ein Hundeklo handelt. Diese werden in den nächsten 3-4 Wochen von einer wahren Urinflut übergossen, wahrscheinlich sogar von den Menschen, die die Schilder aufgestellt haben. Ebenso die Häuserwände in den Seitenstraßen, die von menschlichen Rüden sintflutartig markiert werden. Glücklicherweise wird der daraus resultierende stechende Geruch von den Wurstbudendüften egalisiert. Eine besinnliche Zeit und guten Appetit auf dem Weihnachtsmarkt wünsche ich Ihnen, liebe Leser, und euch, liebe Fell-Freunde.

Der Guthund

Gastbeitrag von Zion, Rhodesian Ridgeback, ein Jahr alt (Entschuldigen Sie die formlose Anrede und die Pauschalisierung, er ist noch jung, wild und ungestüm.)

Ihr Menschen, ich beobachte euch! Ich beobachte euch ganz genau, jeden Tag, von früh bis spät, immer wenn ich nicht gerade schlafe, fresse oder anderweitig beschäftigt bin.

Ich kenne jede eurer Bewegungen, kann jedes von euch verursachte Geräusch einordnen. Ich erkenne das kleinste Zucken in eurer Mimik und kann euren Gefühlszustand am Geruch erkennen. Könnt Ihr das auch? Wahrscheinlich nicht, dafür könnt Ihr andere tolle Sachen. Häuser bauen, Autofahren, Bilder malen, die Umwelt zerstören, Tiere töten und essen, zum Mond fliegen, lesen, schreiben, und euch gegenseitig erschießen. Das können wir Hunde alles nicht, und trotzdem sind wir schon genauso lang oder vielleicht sogar länger als Ihr auf diesem Planeten. Und jetzt, im Jahr 2013 christlicher Zeitrechnung, ist dieser Planet eine tickende Zeitbombe. Und nicht wir Hunde, nicht die Katzen, Affen, Nashörner, Mäuse oder Goldfische haben das zu verantworten. Nein, schuldig im Sinne der Anklage ist nur einer: der Mensch. Affen, die sich Werkzeuge bauen, sind Menschen geworden, die über Jahrzehnte hinweg konsequent daran arbeiten, diese Welt fast schon systematisch zu zerstören. Eine Welt, die uns Hunden genauso als Lebensraum dient, wie euch Menschen und allen anderen Arten. Und warum? Weil Ihr eure größte Schwäche immer noch nicht erkannt habt. Die Gier. Die Gier nach Mehrung des Besitzes, nach Macht und nach Geld, das ihr braucht, um Bedürfnisse zu befriedigen, die Ihr eigentlich gar nicht habt, die man euch von klein auf diktiert hat. Wacht endlich auf und rettet eure und unsere Welt, oder zumindest das, was übrig ist! Würde ich euch jetzt vorschlagen, wie ihr das macht, und wäre ich ein Mensch, wüsste ich, welche Abwertungen, Attribute und Bezeichnungen ihr für mich hättet: Weltverbesserer, linksliberaler Ökoidealist und Gutmensch. Ich bin aber ein Hund, ein Guthund. Gutmenschen gibt es kaum noch, gut und Mensch in einem Wort ist eh paradox und absurd, oder? Die, die von der Allgemeinheit als Gutmenschen bezeichnet werden, vergessen ihren Idealismus sehr schnell, wenn es unbequem wird. Aber gut und Hund, das passt…

Und wenn ihr denkt, ich möchte wieder in der Steinzeit leben, von meinetwegen, ja! Dann lernt ihr Menschen auch wieder, glücklich zu sein. Und davon ab, wenn Ihr so weitermacht wie bisher, sorgt die Natur von selbst für die Steinzeit. Oder Ihr bombt euch selbst dahin…

ÄNDERT EUCH, DAS ÄNDERT DIE WELT.

RETTET DIE WELT, DAS RETTET EUCH.

 

Hund 3.0

Der technische Fortschritt macht selbstverständlich auch vor dem Hund nicht Halt. Und da der Markt für technisch hoch entwickeltes, unverzichtbares Hundezubehör mittlerweile komplett erschlossen, und folglich daraus auch übersättigt ist, hat man sich in den Kreativabteilungen dazu durchgerungen, doch einfach den Hund selbst zu modifizieren, statt dem Zubehör. Ein neuer Markt ist offen! Und ein angenehmer Nebeneffekt ist inklusive: Der Hundehalter von heute (oder morgen?) hat weitaus weniger Probleme mit seinem Vierbeiner, da diese durch die Fortentwicklung nahezu restlos zu beseitigen wären. Das spart dem Halter viel Zeit, (z. B. um fernzusehen!). Wenn man den Hund von vornherein mit eingebauter Heizung gegen geringen Aufpreis anbietet, entfallen dem Konsumenten die Kosten für den High-Tech-Goretex-Kevlar-Wintermantel, den das frierende Köterlein zur kalten Jahreszeit unbedingt braucht. Über dies hinaus spart er auch noch die Zeit, die An- und Ausziehen benötigt. (um z. B. fernzusehen!!)

Aus diesem, nahezu revolutionären, neuen Denkansatz entspringend hat man auf der eigens dafür eingerichteten DOGTECH-Messe ein paar absolute Weltneuheiten vorgestellt, die Teil der neuen, progressiven Hundehaltung werden sollen.

Die Eindrucksvollsten möchte ich hier in Kurzform beleuchten:

 DOGGYPORT 3.1

Eine USB-Schnittstelle, die in direkter Nähe zum Poloch installiert ist. Sie sorgt dafür, dass der Hund nun direkt über Ihr Smartphone gesteuert werden kann. Perfekt für Menschen, die beim Gassigehen immer ein solches in der Hand haben müssen. Kompatibel für alle Smartphones, selbstverständlich.

 GOODBOY´S WOOLSUIT

Ein Spezialfell aus atmungsaktiver und diffusionsfähiger Membrane, bestehend aus mit nanotechnologischer Beschichtung versehenen Chinaborsten. Absolut Wasser abweisend.

Das Fell ist leicht auf- und abziehbar, kann bei 60 Grad gewaschen werden und ist in vielen modischen Farben erhältlich. Weiterer Vorteil: Es gibt keine Haare in der Wohnung oder im Auto mehr.

 WIRELESS BOSE-BELL RECEIVER AND SOUNDSYSTEM

Hier können Sie via App verschiedenste Bell- und Jaultöne direkt und drahtlos auf ihren Hund herunterladen. Inklusive eingebauter Lautstärkeregulierung und in der Hundenase sitzenden Mute-Taste.

 DBD – DOG BEHAVIOR DISTORTION

Ein in der Testphase befindlicher Prototyp eines Sende/Empfangsystems, welches unerwünschte Verhaltensweisen des Hundes, auch auf weitere Distanz, unmittelbar stört und somit unterbindet. Hierzu wird ein durch die Sendeeinheit programmierbarer Neurotransmitter direkt vor die Synapsen implantiert, der beispielsweise im Falle einer Aggression des Hundes direkt auf Spiel- oder Meideverhalten umlenkt.

 FEBREZEFURZSENSOR

Bei durch Unverträglichkeit entstehenden Magenwinden, welche durch den Darmtrakt abgeleitet werden, erfasst dieser direkt an der Rosette angebrachte Sensor selbst das laueste Lüftchen. Er filtert den Furz und versetzt ihn zudem mit einem lieblich der Nase schmeichelnden Duft. Erhältlich in den Kompositionen „Lavendel“ und „Citrus-fresh“.

(Laut einer Gesetzesnovelle vom 12.03.2021 wird dieser Sensor bei allen in Großstädten lebenden Hunden Pflicht, um die innerstädtischen Emissionswerte nachhaltig zu senken. Ältere Hundemodelle können natürlich nachgerüstet werden, und erhalten somit auch die erforderliche grüne Furzplakette. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe oder bis zu 13 Jahren Gulag geahndet.)

So, anhand dieser Entwicklung zum absolut umweltverträglichen, leicht zu handhabenden Vierbeiner, bleibt mir, als Hund der alten Schule, nur die Hoffnung, dass dieser Blog nicht von Gen-Wissenschaftlern gelesen wird. Und nicht von Politikern, denn die würden wahrscheinlich als Erstes eine Abwrackprämie auf Althunde ausrufen.

Dissertation Kapitel 1

Liebe Tierfreunde, liebe Leser,

die zahlreichen Zuschriften zum Thema „promovierter Labrador“ haben mich dazu bewogen, eine Art „Serie“ in diesen Blog zu integrieren. Ich werde von nun an, in unregelmäßigen Abständen, weltexklusiv und nur für Sie, liebe Leser und Zweifler, ausgewählte Teile meiner 7365 Seiten umfassenden Dissertation hier (und nur hier!) veröffentlichen. Thema meiner, bisweilen nur wenigen Experten weltweit vorliegenden, Arbeit: Versuch einer Kritik zur metaphysischen Symbiotik Mensch/Hund.

Damit möchte ich jeglichen Zweifel an meiner Kompetenz als tiefenphilosophischer Menschenanalytiker ein für alle Mal aus dem Weg räumen.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei meinem Lektor, Mentor und Freund Dr. Dr. Prof. H. Und aus Bellgien für Betreuung und Unterstützung bedanken. Weiterer Dank geht an Herrchen fürs Übersetzen, Frauchen fürs Tippen und an Werfers Bellfood für ihr mit 750 Kg Pansen dotiertes Stipendium.

Und nun wünsche ich Ihnen viel Freude beim Eintauchen in die Gedankenwelt des Philosophierbeiners…

Versuch einer Kritik…
Kapitel 1

Wie sollte Mensch den Hund sehen? Als Tier mit Reißzähnen und Krallen, domestiziert, sozialisiert und trotzdem primär seinen Instinkten und Trieben folgend? Hunde fressen rohes Fleisch, kacken in den Wald und jagen für gewöhnlich gern. Das wirkt auf den ersten Blick vielleicht unkultiviert oder gar primitiv, ist evolutionsbiologisch betrachtet aber nicht etwa ungewöhnlich für ein Säugetier.

Oder als Sozialpartner, Freund und Wegbegleiter? Der Hund kommuniziert, zeigt empirisches Verhalten und sucht auch des Menschen Nähe, wenn auch aus purem Opportunismus heraus. Diesen könnte man auch mit Attributen wie „ehrlich“ oder „aufrichtig“ behaften, denn der Hund versteckt seine Intentionen nicht und ist sich dessen auch apriorisch bewusst. Er geht eine Zweckgemeinschaft mit dem Menschen ein, sowie der Mensch mit ihm. Diese Verbindung ist im weitesten Sinne dem „heiligen Stand der Ehe“ unter Menschen ähnlich. Zieht man von diesem nämlich die emotionalen, sexuellen und traditionellen Aspekte ab, bleibt auch nur die Übereinkunft zweier opportunistisch veranlagter Individuen.

Mischt man hierbei ein wenig Darwin, gewürzt mit Wilhelm Reichs Thesen, unter, schmeckt die Suppe noch fader. Oder einfach ausgedrückt: Wenn der Mensch nach Hause kommt, freut der Hund sich WIRKLICH über das Wiedersehen. Und das, obwohl er trotzdem gern in den Wald kackt.

Sollte man den Hund als Sachgegenstand betrachten? Juristisch gesehen wäre das korrekt, menschlich gesehen absoluter Schwachsinn. Diese Bewertung eines Lebewesens ist eine Abwertung. Soll man einen Hund auf eine Stufe mit Fahrrädern, Fußbällen und Küchenfliesen stellen? Man stelle sich nur mal vor, ein Fußball empfindet Schmerz, genau wie ein Tier. Der wird sein Leben lang mit Füssen getreten und trotzdem ist Greenpeace nicht zur Stelle. (Bonus-Sparwitz: Für den Fußballschutz bräuchte sich Greenpeace nicht mal umbenennen, harrrrharrrr!) Abgesehen davon kacken Hunde in den Wald. Sachgegenstände tun das nicht. Aber Menschen zum Beispiel kacken auch gelegentlich in den Wald. Und das Einzige, was sie dabei vom Hund unterscheidet, ist, dass sie ihre Notdurft mit weißem Papier markieren. Könnte der Mensch, rein anatomisch gesehen, sich selbst den Arsch lecken, wären wahrscheinlich sogar die Papierfähnchen in Häufchen-Nähe verschwunden. Aber dieser Gedankengang verhundlicht den Menschen mehr, als der Mensch den Hund vermenschlicht. Davon ab ist der Menschenschiss in freier Wildbahn auch ein „gefundenes Fressen“ für so manchen Vierbeiner, womit wir wieder bei der Zweckgemeinschaft wären.

Schlussendlich möchte ich hier, als Abschluss dieser Ausführung, den kategorischen Imperativ bemühen: Jeder Mensch sollte, seinen inneren Werten und Moralvorstellungen folgend, dem Hund den Stellenwert beimessen, den er als Lebewesen auf dieser Erde verdient.