Opportunismus

Ein Fundamentalsatz der positiven Verstärkung lautet: Alle Hunde sind Opportunisten. Kein Wunder. Bei jahrhundertelanger Domestikation hat Hund sich das wohl beim Menschen abgeschaut. Das erklärt auch, warum wir Hunde gern beim Menschen leben – es ist ganz einfach von Vorteil. Aber warum leben Menschen gerne mit Hunden? Ja, wir Hunde sind genügsam, geben bereitwillig körperliche Nähe, sind loyal, vertreiben die Zeit, fungieren als Sozialpartner, Spielkamerad, Kinderersatz und Aufpasser. Die größeren unter uns bieten sogar Schutz vor lichtscheuem Gesindel. Das sind so ein paar Eigenschaften oder Werte, die heutzutage beim Menschen eher selten zu finden sind. Ein Indiz dafür, dass der Mensch auf der Leiter der Evolution ganz oben steht, ist sein überdimensional ausgeprägter Opportunismus. Wer hoch steigt, kann tief fallen. Aber das wollen wir ja nicht hoffen – genauso wenig, wie dass der Hund irgendwann mal versteht, was „Geld“ für eine Bedeutung hat. Denn dann, liebe Frauchen und Herrchen, ist nix mehr mit ’ner Hand voll mit Frolic und einem Billigkauknochen. Dann werden die hundlichen Dienstleistungen mit barer Münze bezahlt werden müssen. Oder Ihr könnt eure scheiß Stöckchen bald selbst apportieren!

Zukunftsvision: Haushund 5.0

Der Hund mit integriertem EC-Kartenlesegerät. Erst Karte durchziehen, dann streicheln!

Business as usual

Eigentlich müssten alle Hunde Anzug und Aktenkoffer tragen, wie es sich für anständige Geschäftsleute gehört. Aber glücklicherweise brauchen wir uns, fellbedingt, nicht mit solchen veralteten Kleiderverordnungen herumzuärgern. Außerdem wäre das An- und Umziehen viel zu zeitraubend, denn wir Hunde müssen ja täglich mehrmals auf Geschäftsreise. Bei diesen „Außenterminen“ werden wir von Assistenten begleitet, die wir an einer Leine hinter uns herziehen. Das ist zwar manchmal nervig und kraftraubend, aber bei der Abwicklung großer Geschäfte stehen sie einem mit Tat und Tüte zur Seite. So sollte es zumindest die Regel sein, aber ich habe schon von vielen Kollegen gehört, dass sie schlecht geschultes und unmotiviertes Personal an ihrer Leine haben. Hilfskräfte, die lieber quatschen, rauchen und telefonieren statt sich ums „Big Business“ zu kümmern braucht kein Hund. Aus dieser Art der Arbeitsverweigerung resultiert folgendes, schwerwiegendes Problem:
Das gesellschaftliche Ansehen des Hundes als solchem, wird stark beschädigt. Der Unmut gegenüber uns Hunden häuft sich mit jedem Häufchen. Aber was sollen wir tun? Trotz jahrhundertelanger Domestikation und starker Vermenschlichung sind uns noch keine Hände gewachsen. Hier muss der Mensch die Verantwortung, sprich die Kotbeutel, tragen. Das schafft Zufriedenheit und ein kleines Stück bürgerlichen Weltfrieden. Mit nur einem Handgriff!

Abschließend noch ein wenig Polemik:
Wir Hunde sind ja eher mittelständige Unternehmen mit geringem Output. Hier bei mir in Hannover List sind allerdings staatlich geförderte Großindustrielle ansässig: Die Pferde! Deren Umsatzspanne ist so riesig, dass sie sogar uniformiertes Personal auf ihrem Rücken tragen. Aber ihr Gewinnüberschuss bleibt trotzdem auf der Strasse liegen. Schon komisch, oder … ?