Qualzucht

Wer hat dem Mops eigentlich die Nase weggezüchtet? Warum gewinnen die Malis mit kaputten Hinterläufen auch noch Preise? Warum sind Mischlinge meist resistenter gegen Krankheiten als Rassehunde? Wenn sich Frauen ein Schlauchboot ins Gesicht implantieren lassen, haben sie das wohl selbst so entschieden. Den Mops hat niemand gefragt, ob er mit akuter Atemnot leben möchte. Man könnte fast mutmaßen, dass sich einige Züchter von den Worten „Rasse“ und „Zucht“ in einer Art und Weise inspirieren haben lassen, die an ganz dunkle Kapitel der Weltgeschichte erinnert.

Ich war mal auf Ameland in Urlaub, da wurde mein Herrchen von einem Einheimischen gefragt, ob ich denn ein „reinrassiger“ Labrador wäre. Darauf antwortete Herrchen: Ja, wir sind aus Deutschland. Und bevor er sich für seinen schlechten Humor entschuldigen konnte, radelte der Niederländer eiligst davon. Hatte wohl Angst um sein Fahrrad. Sie halten diesen Humor für zu weit unter der Gürtellinie? Ja, ich auch! Aber ein Wort wie Rassestandard kann auf einen Nicht-Hundezüchter oder -Halter auch ein wenig kackbraun gefärbt wirken. Und wenn man sich dann zusätzlich als nicht Szenekundiger mal eine sogenannte Zucht- und Rassehunde Ausstellung ansieht, kann man schon ein wenig Magengrummeln bekonmen. Häufig sitzen dort Preisrichter, vornehmlich älteren Semesters, an kleinen Tischen nebeneinander und selektieren, (oh, Verzeihung!), bewerten die ihnen vorgeführten Hunde. Schon ein merkwürdiges Bild, mal von dem skurrilen Drumherum, aus Käfigen und Frisiertischen bestehend, abgesehen. Ob die Hunde da wohl ihren Spaß haben?

Auf die Frage hin, ob ich da auch mitmachen wolle: Klar, wenn Herrchen sich Anzug und Krawatte anzieht, und wie mit nem Stock im A…. mit mir im Kreis läuft, gerne! Das wäre ja dann auch nur gerecht, weil nicht artgerecht für beide. Thema erledigt. Zurück zum eigentlichen Thema dieses Blogs. Wie krank ist es denn das Aussehen eines Lebewesens über seine Gesundheit zu stellen? Wir sind HUNDE und keine Autos, die von Generation zu Generation von Menschenhand modifiziert werden müssen. Gesundheit und Lebenserwartung statt diktiertem Schönheitsideal und Rassenmerkmalen. Wenn dafür eine Arschbombe in den hündischen Genpool notwendig ist, dann aber bitte eine mit Anlauf …

Liebe Hundefreunde,

erst einmal möchte ich mich für Ihr reges Interesse bedanken. Es gibt anscheinend doch noch genug Menschen, die sich nicht zu schade sind einem Hund ihr Gehör zu schenken. Vielen Dank!

Nun möchte ich zu einigen Kommentaren, die mich per Bildschirmpost erreichten, Stellung beziehen: Nein, mein Frauchen Ilka hat rein gar nichts mit diesem Blog zu tun, sie räumt mir nur den Platz auf ihrer Internetseite ein. Ja, ich kann wirklich sprechen, aber nur mein Herrchen versteht mich. Er übersetzt meine Laute ins Menschliche und schmückt das Ganze noch mit ein paar schlechten Sparwitzen auf, um es unterhaltsamer zu gestalten. In einer Zuschrift wurde gemutmaßt, dass Wortwahl und Satzstellung nicht nach dem Werk eines Hundes aussähen. Das ehrt mich natürlich. Dazu schlage ich folgendes Spaß-Experiment vor: Führen Sie jemanden mit verbundenen Augen und Ohren zum Hauptbahnhof Hannover – am Besten Samstagabend, vor den Burger King. Lassen Sie ihn nach 5 Minuten Höreindruck raten, wo er sich befindet. Er wird höchstwahrscheinlich auf das Affengehege tippen, ca. 5km weiter westlich im Zoo Hannover. Und das nicht aufgrund des stechenden Geruchs dort, sondern weil sich dort viele Menschen eher dem Primaten ähnlich gebärden. Im Umkehrschluss dazu ist es doch nicht vollkommen unwahrscheinlich, dass ein Hund sich mit einem Menschen verständigen kann, oder?

Nun möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass dies hier ein rein auf Satire basierender Blog ist. Ich unterwerfe mich hierbei nicht den Dogmen eines Tucholskis, sondern schieße, einem Somuncu ähnlich, wild um mich und hoffe auf ein paar Glückstreffer. Das mag teilweise zynisch sein, aber das ist Gesichts-Mortadella auch. Und die bekommt man in jedem Supermarkt. Mich bekommt man nur hier und ich bin doch schließlich Ihr bester Freund! Ich bin Dostojewskis Hund in der Katorga Ihres Alltags. Streicheln Sie mich! Vertrauen Sie mir! Und lachen Sie mit mir! Nicht jeder schwarze Pudel wird zu einem Mephistopheles. Und braune Labradore sowieso nicht …