Der Hundemensch ist ein im Zeitraum des letzten Jahrzehnts aus der Spezies Mensch hervorgetretenes Abstraktum. Dieses anthropologische Phänomen ist, dem rütterschen Zeitgeist entspringend, immer häufiger in freier Wildbahn zu beobachten. Folgende Merkmale zeichnen ihn aus:
- Festes Schuhwerk
- Unifarbenes Beinkleid, in den meisten Fällen von einschlägig bekannten Hundeherrchenausstattern
- Ein buntes Sammelsurium von Pfeifen und Clicker um Hals und Handgelenk
- Futterbeutel griffbereit am Hosenbund
- Multifunktionsdummyweste
- Bis an die Zähne bewaffnet mit Spielis, Dummys, Bällen und anderen Wurfgeschossen
Weitere, nicht sofort erkennbare Merkmale:
- Hundezeitschriftenabo
- Kenntnis sämtlicher hundeerziehungsrelevanter Literatur
- Kann das Martin Rütter Hörbuch auswendig und lacht immer noch darüber
- Weiß ALLES über Hunde
- Sein Hund ist eh der Beste, denn der kann das und das und das…
Der Hundemensch ist eine der liebenswürdigsten Gattungen des Menschen, ganz auf die Auslastung seines Hundes fokussiert. Meist findet man ihn auf ausgewiesenen Hundeauslaufflächen. An seiner Seite, oder besser gesagt vor ihm, wild auf und ab hüpfend, sein Hund. Im Extremfall ein kurzbeiniger Terrier, der wie ein zugekokster Raver rumhoppst. Mantraartig schießt durch seinen Kopf: WirfdenBallWirfdenBallWirfdenBallWirfdenBall, wirf endlich den Ball! Fliegt der Ball dann endlich, durchbricht der Vierbeiner die Schallmauer und steht Sekunden später wieder vor seinem Herrchen/Frauchen und wiederholt sein Mantra. Das ist kein Fehler in der Matrix, sondern die alltägliche Befriedung eines Triebes. Offenbar für Hund und Mensch gleichermaßen? Der „Eine“ ist froh, dass er Beschäftigung bietet ohne großartig nachdenken zu müssen und der „Andere“ hängt an der Nadel des Stereotypismus.
Zum Abschluss ein paar Tipps, falls Sie Kontakt aufnehmen möchten:
- Vorsichtig annähern
- Keinen Ball o.ä. sichtbar tragen
- Staunenden oder bewundernden Gesichtsausdruck auflegen
- Um ins Gespräch zu kommen, lohnt es sich ein paar Zitate von Feddersen Petersen vom Stapel zu lassen. Bei den Meisten reicht auch Rütter.